Denn die Zahlen zeigen ein klares Bild: Personen mit einer abgeschlossenen Ausbildung starten schneller in den Arbeitsmarkt, verbringen weniger Zeit ihres Erwerbslebens in der Arbeitslosigkeit und haben im Schnitt höhere Einkommen.
Die Arbeitsmarktstatistik erfasst dabei allerdings nur Formalqualifikationen. Schulausbildungen, Lehrausbildungen, Akademien, Universitäten, … Die Bedeutung der beruflichen Weiterbildung geht dabei deutlich weiter als der formale (Aus-) Bildungsweg.
Denn wer auch vor 10 Jahren eine berufliche Qualifikation erworben hat, kann diese heute ohne aktive Auseinandersetzung mit den Veränderungen in seinem Bereich in den meisten Fällen kaum noch nutzen. Grund dafür ist die zunehmende Geschwindigkeit der technischen Entwicklungen und Neuerungen, mit denen wir täglich überall konfrontiert sind. Persönlich mag es einem auffallen, wenn man an sein Mobiltelefon denkt. Während ein Nokia-Handy Anfang der 2000er Jahre rund eine Woche ohne weiteres funktionierte und von Updates und Softwarefehlern noch keine Rede war, ist die Lage mit den heutigen Smartphones deutlich komplizierter – wer für zwei Tage seine gewohnte Umgebung verlässt und das Ladekabel nicht einpackt, gehört heute zu den Mutigen.
Der Arbeitsmarkt verändert sich
Auf dem Arbeitsmarkt zeigt sich die steigende Geschwindigkeit in vielen Facetten. Hinzu kommt eine hohe Dynamik in den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Bildung, die ebenfalls dazu beiträgt, dass der Arbeitsmarkt ein immer komplexeres Fahrwasser wird.
Während vor drei Jahren „Labour-Horting“ (also das Halten von Arbeitskräften zu einem hohen Preis) ein großes Thema war, führten hohe Lohnabschlüsse und ausbleibendes wirtschaftliches Wachstum in den letzten zwei Jahren zu einem Gegentrend. Entscheidungsträgerinnen und -träger in Betrieben müssen heute abwägen: Welche Personen holen sie ins Unternehmen, wie vielfältig einsetzbar oder entwicklungsfähig sind sie. Denn unternehmensstrategische Ansätze müssen in Anbetracht der wirtschaftlich herausfordernden Situation vermehrt mit einem flexiblen Rahmen kalkuliert werden. So sind die Herausforderungen der Unternehmen und die Herausforderungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer heute ähnlich. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen fordern mehr Agilität der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Lebenslanges Lernen und kontinuierlicher Wandel rücken in den Mittelpunkt jeder Erwerbsbiografie.
Der Arbeitsmarkt von heute fordert damit den Einzelnen, sich mit der eigenen beruflichen Identität auseinanderzusetzen. Wenn es darum geht Qualifikationen zu erwerben heißt das, sich auf sein Können und seine Kompetenzen zu konzentrieren und sich selbst zu fordern.
Das bedeutet einerseits, mehr Auseinandersetzung mit der beruflichen Entwicklung in dem man sich personenbezogene Fragen wie etwa „Was liegt mir?“, „Wie kann ich mein Können beruflich gut einbringen?“ und „Welche Weiterbildungen passen zu mir und führen mich zu meinem Zielberuf?“ regelmäßig stellt. Es bedeutet andererseits, dass man in die Entscheidungen über Weiterbildungen stets auch einen Blick in Richtung wirtschaftliches Umfeld haben sollte: „Wie entwickelt sich mein berufliches Umfeld?“ „Welche Fähigkeiten werden in meiner Branche in Zukunft gefragt sein?“ und falls größere Veränderungen vorstellbar sind „Welche Berufsbilder sind künftig gefragt und wären für mich interessant?“
Denn nur so ist es langfristig möglich, selbstbestimmt in der dynamischen Welt des heutigen Arbeitsmarktes agieren zu können.
Alle Stellen sind gefordert
Natürlich steht bei Fragen und Entscheidungen zur eigenen beruflichen Entwicklung das Individuum im Mittelpunkt. Doch Weiterbildungen – insbesondere, wenn zeitintensiver – sind nicht immer leicht in den Alltag zu integrieren. Man hat Verpflichtungen – seien es die Arbeit, mit der man seinen Lebensunterhalt sichert, Betreuungspflichten, nebenberufliches Engagement oder Partnerschaft und Freundschaften, deren Pflege Zeit in Anspruch nimmt. Das klare Bekenntnis der eigenen beruflichen Weiterbildung einen Stellenwert zu geben und diesem dann auch Zeit einzuräumen, fordert zunächst den Einzelnen.
Aber auch andere sind in der Verantwortung.
Unternehmen stehen vor der Herausforderung in Anbetracht ungewisser Zukunftsperspektiven, ihren Betrieb mit den richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in die richtige Richtung zu lenken. Das bedeutet auch, Ressourcen für die Mitarbeiterentwicklung bereit zu stellen. Denn sie können nur dann die besten Mitarbeiter für Morgen haben, wenn sie ihnen heute die Möglichkeit geben, sich dahin zu entwickeln.
All das beschäftigt nicht nur vereinzelt Unternehmen, sondern hat letztlich Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Österreich als Ganzes. Daher sind hier auch Politik und Institutionen gefordert, den Rahmen für eine gute Entwicklung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt zu schaffen. Sie haben im Weiterbildungsbereich auch bereits wichtige Schritte gesetzt. Das zeigt ein kurzer Blick auf das AMS.
Es geschieht schon viel
Aufgabe des AMS ist nämlich nicht nur arbeitslose Menschen in Beschäftigung zu vermitteln oder Arbeitslosengeld auszubezahlen. Der Kompetenzbereich erstreckt sich auch auf die Verhütung von Arbeitslosigkeit und die aktive Bekämpfung des Fachkräftemangels. Das führt dazu, dass das AMS gerade im Weiterbildungsbereich eine sehr aktive Rolle innehat. Von Weiterbildungskarenz bis hin zu konkreten Förderungen ist vieles dabei.
Da der 2. Bildungsweg ein besonders schwerer ist, darf zur Veranschaulichung auf das Beispiel der Arbeitsplatznahen Qualifizierung (AQUA) verwiesen werden.
Mit dem Fördermodell der AQUA ist ein großartiges Modell geschaffen, um Betriebe und ihre künftigen Fachkräfte zusammenzuführen. Konkret geht es um Unternehmen mit Personalbedarf und arbeitslos gemeldete Personen, die für die Anstellung in diesem Betrieb gerne eine Ausbildung im gefragten Bereich absolvieren wollen. Hier deckt das AMS die Lebenserhaltungskosten während einer Ausbildung, wenn es bereits einen zukünftigen Arbeitgeber gibt, der dafür die Ausbildungskosten übernimmt.
Ein Win-win für alle Beteiligten, könnte man festhalten.
Und das AMS ist nicht die einzige Institution, die berufliche Weiterbildung fördert. Daneben gibt es Förderungen von EU-, Bundes- und Landesinstitutionen, Interessensvertretungen uvm, die Geld in Menschen und ihre berufliche Entwicklung investieren. Selten gab es so breit gefächerte Unterstützung dabei, sich beruflich weiterzubilden. Es liegt an jedem Einzelnen sie zu seinem Besten zu nutzen.
Ein Beitrag der Menschen und Arbeit GmbH: https://menschenundarbeit.at/